Abstract
Hintergrund
Mehr als jede 10. Frau weltweit ist vom Lipödem betroffen. Aktuell ist die Liposuktion die einzige chirurgische Therapiemöglichkeit zur Behandlung der Symptome, wie Schmerzen, Schwellung und Bewegungseinschränkungen in den betroffenen Extremitäten. Da es sich bei der Liposuktion von Lipödemen um einen medizinisch indizierten Eingriff handelt, haben betroffene Patient*innen einen Anspruch auf Kostenübernahme durch die Krankenkassen. Ein Kriterium für die Kostenübernahme der österreichischen Gebietskrankenkasse (ÖGK) ist ein Bodymass-Index (BMI) von unter 32 kg/m2. Lipödem-Patientinnen sind jedoch oftmals übergewichtig, insbesondere in höheren Lipödem-Stadien. Ziel dieser Arbeit war es zu untersuchen, ob es Unterschiede in der chirurgischen Therapie und Genesung, gemessen an Anzahl der Liposuktionen, durchschnittlicher Absaugmenge, Aufenthaltstagen im Krankenhaus und der Komplikationsrate zwischen Patientinnen mit einem BMI über und unter 32 kg/m2 gibt.
Methoden
Es wurden retrospektiv alle Patient*innen mit der Diagnose „Lipödem“, welche eine Liposuktionen im Zeitraum zwischen dem 01.01.2018 und dem 31.12.2020 an der Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie am Universitätsklinikum St. Pölten erhalten haben in die Studie eingeschlossen. Daten zu demographischen und klinischen Parametern, Schweregrad des Lipödems, Behandlungsmodalitäten und Hospitalisationsdauer wurden aus elektronischen Krankenakten extrahiert und in einer Datenbank zusammengefasst. Die Zuweisung in BMI-Subgruppen in <32 kg/m2 bzw. ≥ 32 kg/m2 erfolgte auf Basis des BMI zur ersten Liposuktion. Deskriptive Statistiken, Mann-Whitney-U-Test, Pearson's und Spearman's Korrelationskoeffizienten wurden für die Analyse verwendet.
Ergebnisse
Es wurden 102 Patientinnen mit der Diagnose „Lipödem“ und insgesamt 176 Liposuktionen eingeschlossen, wobei das Durchschnittsalter 39,45 Jahre (±12,94) betrug. Der mittlere BMI lag bei 31,88 kg/m² (±7,39), wobei 51 % der Patienten einen BMI < 32 kg/m² und 49 % einen BMI ≥ 32 kg/m² aufwiesen. Es wurde in 77% die untere Extremität abgesaugt und in 23% die obere Extremität abgesaugt. Bei der Liposuktion der unteren Extremitäten wurden bei Patienten mit höherem BMI signifikant mehr Lipoaspirat (p< 0,0001) abgesaugt. Die durchschnittliche Anzahl der Liposuktionen per capita war nicht signifikant unterschiedlich (p=0,291), jedoch zeigte sich eine positive Tendenz zur Anzahl der benötigten Liposuktionen und BMI (r=0,183, p=0,065). Die Komplikationsrate war in der Gruppe mit BMI ≥ 32 kg/m² signifikant höher (12,22 % vs. 3,49 %, p=0,049). Die durchschnittliche Hospitalisierungsdauer betrug 4 Tage und war zwischen den Gruppen nicht signifikant unterschiedlich (p=0,262).
Diskussion
Patient*innen mit einem BMI über 32 kg/m² hatten im direkten Vergleich mit Patient*innen mit einem BMI < 32 kg/m² zwar eine höhere Komplikationsrate, jedoch handelte es sich hierbei um leichte Komplikationen, wie Kreislaufprobleme, sodass diese keine Auswirkung auf die durchschnittliche Hospitalisierungsdauer hatten. Die fehlende Korrelation zwischen dem BMI und der Entlassungszeit unterstützt ebenfalls die Beobachtung. Auch hat der BMI keinen Einfluss auf die Gesamtanzahl der benötigten Liposuktionen bis zur Symptomfreiheit, sodass die BMI Obergrenze mit 32 kg/m² nur einen fraglichen Vorteil birgt. Insgesamt heben diese Ergebnisse die komplexen Herausforderungen bei der Behandlung von Lipödem-Patienten mit höherem BMI hervor und betonen die Bedeutung individualisierter Therapieansätze. Eine sorgfältigere Überwachung sowie Anpassung von Behandlungsstrategien bei übergewichtigen Patient*innen wäre somit ein erster Schritt, um die Liposuktion sicherer zu gestalten und ggf. in Zukunft als Kassenleistung anzuerkennen.
Zusammenfassung
Patient*innen mit Lipödem und einem BMI ≥ 32 kg/m² zeigten eine höhere Komplikationsrate nach Liposuktion, jedoch ohne Einfluss auf die Hospitalisierungsdauer. Es gab keinen signifikanten Unterschied in der Gesamtanzahl der benötigten Liposuktionen. Eine Liposuktion bei Patient*innen mit einem BMI ≥ 32 kg/m² könnte nach entsprechender Anpassung des perioperativen Behandlungsprotokolls somit nicht nur im Sinne der Patient*innen sondern auch der Versicherungsträger sein.
Mehr als jede 10. Frau weltweit ist vom Lipödem betroffen. Aktuell ist die Liposuktion die einzige chirurgische Therapiemöglichkeit zur Behandlung der Symptome, wie Schmerzen, Schwellung und Bewegungseinschränkungen in den betroffenen Extremitäten. Da es sich bei der Liposuktion von Lipödemen um einen medizinisch indizierten Eingriff handelt, haben betroffene Patient*innen einen Anspruch auf Kostenübernahme durch die Krankenkassen. Ein Kriterium für die Kostenübernahme der österreichischen Gebietskrankenkasse (ÖGK) ist ein Bodymass-Index (BMI) von unter 32 kg/m2. Lipödem-Patientinnen sind jedoch oftmals übergewichtig, insbesondere in höheren Lipödem-Stadien. Ziel dieser Arbeit war es zu untersuchen, ob es Unterschiede in der chirurgischen Therapie und Genesung, gemessen an Anzahl der Liposuktionen, durchschnittlicher Absaugmenge, Aufenthaltstagen im Krankenhaus und der Komplikationsrate zwischen Patientinnen mit einem BMI über und unter 32 kg/m2 gibt.
Methoden
Es wurden retrospektiv alle Patient*innen mit der Diagnose „Lipödem“, welche eine Liposuktionen im Zeitraum zwischen dem 01.01.2018 und dem 31.12.2020 an der Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie am Universitätsklinikum St. Pölten erhalten haben in die Studie eingeschlossen. Daten zu demographischen und klinischen Parametern, Schweregrad des Lipödems, Behandlungsmodalitäten und Hospitalisationsdauer wurden aus elektronischen Krankenakten extrahiert und in einer Datenbank zusammengefasst. Die Zuweisung in BMI-Subgruppen in <32 kg/m2 bzw. ≥ 32 kg/m2 erfolgte auf Basis des BMI zur ersten Liposuktion. Deskriptive Statistiken, Mann-Whitney-U-Test, Pearson's und Spearman's Korrelationskoeffizienten wurden für die Analyse verwendet.
Ergebnisse
Es wurden 102 Patientinnen mit der Diagnose „Lipödem“ und insgesamt 176 Liposuktionen eingeschlossen, wobei das Durchschnittsalter 39,45 Jahre (±12,94) betrug. Der mittlere BMI lag bei 31,88 kg/m² (±7,39), wobei 51 % der Patienten einen BMI < 32 kg/m² und 49 % einen BMI ≥ 32 kg/m² aufwiesen. Es wurde in 77% die untere Extremität abgesaugt und in 23% die obere Extremität abgesaugt. Bei der Liposuktion der unteren Extremitäten wurden bei Patienten mit höherem BMI signifikant mehr Lipoaspirat (p< 0,0001) abgesaugt. Die durchschnittliche Anzahl der Liposuktionen per capita war nicht signifikant unterschiedlich (p=0,291), jedoch zeigte sich eine positive Tendenz zur Anzahl der benötigten Liposuktionen und BMI (r=0,183, p=0,065). Die Komplikationsrate war in der Gruppe mit BMI ≥ 32 kg/m² signifikant höher (12,22 % vs. 3,49 %, p=0,049). Die durchschnittliche Hospitalisierungsdauer betrug 4 Tage und war zwischen den Gruppen nicht signifikant unterschiedlich (p=0,262).
Diskussion
Patient*innen mit einem BMI über 32 kg/m² hatten im direkten Vergleich mit Patient*innen mit einem BMI < 32 kg/m² zwar eine höhere Komplikationsrate, jedoch handelte es sich hierbei um leichte Komplikationen, wie Kreislaufprobleme, sodass diese keine Auswirkung auf die durchschnittliche Hospitalisierungsdauer hatten. Die fehlende Korrelation zwischen dem BMI und der Entlassungszeit unterstützt ebenfalls die Beobachtung. Auch hat der BMI keinen Einfluss auf die Gesamtanzahl der benötigten Liposuktionen bis zur Symptomfreiheit, sodass die BMI Obergrenze mit 32 kg/m² nur einen fraglichen Vorteil birgt. Insgesamt heben diese Ergebnisse die komplexen Herausforderungen bei der Behandlung von Lipödem-Patienten mit höherem BMI hervor und betonen die Bedeutung individualisierter Therapieansätze. Eine sorgfältigere Überwachung sowie Anpassung von Behandlungsstrategien bei übergewichtigen Patient*innen wäre somit ein erster Schritt, um die Liposuktion sicherer zu gestalten und ggf. in Zukunft als Kassenleistung anzuerkennen.
Zusammenfassung
Patient*innen mit Lipödem und einem BMI ≥ 32 kg/m² zeigten eine höhere Komplikationsrate nach Liposuktion, jedoch ohne Einfluss auf die Hospitalisierungsdauer. Es gab keinen signifikanten Unterschied in der Gesamtanzahl der benötigten Liposuktionen. Eine Liposuktion bei Patient*innen mit einem BMI ≥ 32 kg/m² könnte nach entsprechender Anpassung des perioperativen Behandlungsprotokolls somit nicht nur im Sinne der Patient*innen sondern auch der Versicherungsträger sein.
Original language | German |
---|---|
Publication status | Published - 03 Oct 2024 |
Event | ÖGPÄRC 2024 - 62. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie - Palais Kaufmännischer Verein , Linz, Austria Duration: 03 Oct 2024 → 05 Oct 2024 Conference number: 62 |
Conference
Conference | ÖGPÄRC 2024 - 62. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie |
---|---|
Abbreviated title | ÖGPÄRC 2024 |
Country/Territory | Austria |
City | Linz |
Period | 03.10.2024 → 05.10.2024 |