Impotenz und Hexenglauben: Ein medizinischer Traktat des Ulmer Stadtarztes Wolfgang Reichart (1486–1547)

Giovanni Rubeis, Florian Steger, Frank Ursin

Publikation: Beitrag in Fachzeitschrift (peer-reviewed)Übersichtsartikel

Abstract

Hintergrund
Der Hexenglaube beeinflusste im 16. Jahrhundert das medizinische Denken und Handeln. Der Ulmer Stadtarzt Wolfgang Reichart (1486–1547) hat in einem bisher unbekannten Traktat die Impotenz eines Patienten mit medizinischen Konzepten rational erklärt.

Material und Methode
Der Traktat wurde transkribiert, übersetzt und hinsichtlich seiner Quellen, Struktur und des Inhalts analysiert. Die Ergebnisse wurden mit Johann Weyers (1515–1588) Konzepten verglichen.

Ergebnisse
Reichart erklärt die Impotenz seines Patienten als erworbene Erkrankung, an der Dämonen beteiligt waren. Da Dämonen nur auf natürliche Weise auf den menschlichen Körper wirken, sei die Krankheit auf natürlichem Weg heilbar. Grundlage der Therapie ist ein mittelalterliches pathophysiologisches Konzept, das antike Elemente kombinierte.

Schlussfolgerungen
Reicharts Therapie unterscheidet sich von derjenigen zeitgenössischer Ärzte, weil er den Patienten selbst behandelt und nicht an einen Theologen überweist. Im Gegensatz zu Weyer bietet er ein detailliertes pathophysiologisches Konzept zur medizinischen Erklärung der Impotenz.
Titel in ÜbersetzungImpotence and belief in witchcraft: a medical treatise by the Ulm town physician Wolfgang Reichart (1486–1547)
OriginalspracheDeutsch
Seiten (von - bis)784-789
Seitenumfang6
FachzeitschriftDer Urologe
Jahrgang60
Ausgabenummer6
DOIs
PublikationsstatusVeröffentlicht - Juni 2021
Extern publiziertJa

Schlagwörter

  • Casuistry
  • Erectile dysfunction
  • History of medicine
  • Pathophysiology
  • Renaissance
  • Therapy
  • Erectile Dysfunction
  • Witchcraft
  • Physicians
  • Humans
  • History, 16th Century
  • Male

ASJC Scopus Sachgebiete

  • Urologie

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